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Moderatorin Dr. Ruth Bendels im Gespräch mit Lisi Maier, Joachim Frank und Bischof Dr. Heiner Wilmer (rechts).

Die Band der Exodusgemeinschaft Hannover begleitete den Empfang musikalisch.

Unter dem Titel "Muss ja! Muss ja?“  Wie entwickeln sich Demokratie und demokratische Strukturen in Krisenzeiten?  fand am Samstag, den 9. Januar, mit ca. 100 Gästen der erste digitale Neujahrsempfang statt. 

Die Akademiedirektorin des St. Jakobushauses Dr. Ruth Bendels moderierte den Empfang und begrüßte die Referent*innen Lisi Maier und Joachim Frank und zur anschließenden Podiumsdiskussion auch Bischof Dr. Heiner Wilmer.

Lisi Maier, geb. 1984, ist Bundesvorsitzende des BDKJ (Bund der deutschen katholischen Jugend) und dort für Jugendpolitik zuständig. Sie ist Vorsitzende des Deutschen Bundesjugendrings und vertritt die Interessen junger Menschen gegenüber der Politik. Seit 2016 ist sie stellv. Vorsitzende des Deutschen Frauenrats.

Joachim Frank, geb. 1965, ist Journalist und Theologe. Seit 2001 ist er DuMont-Chefkorrespondent und Mitglied der Chefredaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Seit 2015 ist Frank Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands GKP.

Pressestimmen:

Die Kirche ist "heilsrelevant"

von Rüdiger Wala, erschienen in der KIZ 2/2021

Demokratie und Kirche – immer noch ein Spannungsverhältnis. Das zeigte sich beim Neujahrsempfang des Diözesanrates. Bischof Heiner Wilmer regt neue Formen der Beteiligung an.

„Muss ja! Muss ja?“ Wie entwickeln sich Demokratie und demokratische Strukturen in Krisenzeiten?“ Diese Frage hatte der Diözesanrat der Katholik*innen über seinen traditionellen Neujahrsempfang geschrieben. Per Videokonferenz nahmen über 100 Interessierte daran teilen.

Für Joachim Frank, Mitglied der Chefredaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ und einer der Redner, hat sich die Demokratie auch im Pandemiejahr 2020 bewährt. Krisen seien vorrangig eine Sache der Regierungen mit Verordnungen, aber die Gewaltenteilung habe funktioniert. So wurden Grundrechte wie Gottesdienste und Demonstrationen geschützt.

Eine weitere Erfahrung der Pandemie: „Die Kirche ist nicht system-, aber heilsrelevant“, beschreibt es Frank, der auch Vorsitzender der Gesellschaft der katholischen Publizisten ist. Die Deutungshoheit über gesellschaftliche Fragen hat sie verloren, sie könne aber Menschen individuell helfen: „Dasein für andere geht aber nur auf Augenhöhe.“ Daher müsse die Kirche nachvollziehen, was sich gesellschaftlich durchgesetzt hat: Gewaltenteilung, Transparenz, Beteiligung, Machtkontrolle.

Benachteiligte verlieren ihre Perspektive

Die Bundesvorsitzende des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ), Lisi Maier, verweist als zweite Rednerin auf den problematischen Umgang mit jungen Menschen: „Erst galten sie als Regelbrecher, dann hat man ihnen kein Vertrauen ge- schenkt, verantwortungsvoll mit der Pandemie umzugehen.“ Die Folge: Gerade Jugendliche aus benachteiligten Familien treffe Corona stark. „Sie verlieren ihre Perspektive“, betont Maier. Zudem hätten junge Menschen das Gefühl, nicht gehört zu werden: Zur verschärften sozialen Lage komme noch eine Beteiligungskrise.

Politisch wie auch kirchlich waren junge Menschen bei Entscheidungen über den Umgang mit der Pandemie außen vor: „Jugendverbände wurden nicht an den Beratungen in den Ordinariaten beteiligt.“ Dabei spiele die Kirche durchaus eine große Rolle. Studien zeigten, dass junge Menschen mit einer religiösen Orientierung unbeschadeter durch die Corona-Krise gingen. Die Kirche habe gerade jetzt die Möglichkeit, diese Widerstandskraft junger Menschen zu stärken: „Das wirkt sich positiv für die Demokratie aus.“

Frank und Maier haben im Anschluss mit Bischof Heiner Wilmer diskutiert. Dabei hebt Wilmer die Bedeutung der Heilsrelevanz hervor: „Trost spenden, Hoffnung geben, das ist eine wichtige Aufgabe der Kirchen.“ Dennoch müsse sie sich immer wieder fragen, welchen Beitrag sie zur Gesellschaft leisten kann: „Solidarität fällt nicht vom Himmel, der Blick für den anderen muss wachgehalten werden, auch weltweit.“

Nachdenken über neue Strukturen im Bistum

Dazu brauche es neue Strukturen der Beteiligung innerhalb der Kirche. Wilmer bringt für das Bistum die Idee eines Diözesanpastoralrates ins Spiel, um die Arbeit anderer Gremien zu bündeln. „Wir stehen da am Anfang der Diskussion, wie dieses neue Gremium aufgestellt wird“, sagt Wilmer auf Nachfrage. Die Beratungen seien angelaufen, auch und gerade mit dem Diözesanrat.