Lebenswert(es) zwischen Stadt und Land
Neujahrsempfang des Diözesanrates
Neujahrsempfang des Diözesanrates der Katholik*innen fragt nach bedeutsamen Orten, gleichwertigen Lebensverhältnissen und nach dem guten Leben.
Am 11. Januar lud der Diözesanrat der Katholik*innen im Bistum Hildesheim in den Klosterstollen nach Barsinghausen in der Region Hannover ein. „Es ist gute Tradition durchs Bistum zu wandern. Barsinghausen als Kleinstadt zwischen Stand und Land passt sehr gut.“, betonte der Vorsitzende, Dr. Christian Heimann. „Glück auf“ begrüßte Bischof Dr. Heiner Wilmer die ca. 120 Gäste aus (Landes-)politik, Kirche und der Gesellschaft. Er dankte dem Diözesanrat für die Aufbrüche, das Dranbleiben an gesellschaftlichen Fragen und für die stets konstruktive Kritik. So ist der Diözesanrat für ihn eine unentbehrliche Stimme im Bistum.
Die stellvertretende Regionspräsidentin Michaela Michalowitz ging auf die Gründung der Region Hannover ein, die vor zwei Jahrzehnten zum Ziel hatte, Stadt und Land zusammenzubringen. „Lebensqualität entsteht nicht allein“, so Michalowitz. Es erfordert aktives Engagement und Dialog“. Sie würdigte die Initiative „Sprinti“ und „Rufbus“ um den ÖPVN in der Region Hannover zu stärken und die Menschen mobil zu machen.
Das dritte Grußwort richtete Pastorin Kristin Köhler aus Barsinghausen an die Gäste. Sie berichtete vom durch Residenzpflicht geprägten Leben im Pfarrhaus im beschaulichen Barsinghausen und dem Prozess zur Gesamtkirchengemeinde und den Zusammenschlüssen in Baringhausen. Fragen, die dabei immer auftauchen: „Wer lebt hier eigentlich? Und was brauchen die Menschen?“ so Köhler. Sie gestalte gern Lebenswertes zwischen Stadt und Land, denn „Lebenswertes findet dazwischen statt“.
Prof. Dr. Bertold Vogel, Direktor des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen, beleuchtete die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse. Wie geht es weiter in Dorf und Kleinstadt? Er ging auf die zentrale Bedeutung von öffentlichen Orten ein: „einladende Orte, als leistungsfähige öffentliche Infrastruktur“, so Vogel. Grundlegend seien starke Kommunen. Er skizzierte ein 3G Prinzip, das auf Gerechtigkeit, Gemeinwohl und gleichwertige Lebensverhältnisse beruht. Denn, „es geht es nicht um die Konfrontation von Stadt und Land, sondern um das Verhältnis ihres Zusammenwirkens“, so Vogel. Er riet den Anwesenden: „In der Zumutung steckt Mut. Nutzen wir sie, indem wir die Orte, in denen wir leben, mutig zu lebenswerten Orten machen.“
Aus Berlin berichtete Dr. Florian Breitinger vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung zur Auswirkung der Lebensverhältnisse auf die Lebenszufriedenheit in Deutschland. Er ging auf die unterschiedlichen Entwicklungen in Deutschland zur Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse ein und beleuchtete die Forschungsergebnisse: „Deutlich ist zu sehen, dass die Zufriedenheit mit der Größe der Kommune steigt. Je größer die Stadt, desto zufriedener sind die Menschen. Außer in Großstädten, dort nimmt die Zufriedenheit wieder ab.“ Bedingt durch die Corona Pandemie und die Home-Office Möglichkeit wurde der Wohn- vom Arbeitsort entkoppelt, sodass ländlicher Raum profitiert hat. Dabei lässt sich nicht pauschal beantworten, „ob die aktuellen Zuzugsgewinne im ländlichen Raum auf eine Landlust oder eher auf Stadtfrust zurückzuführen sind“ skizziert Breitinger.
„Wichtig ist, dass die Kommunen die Zufriedenheit steigern.“ So benannte Breitinger beispielhaft drei Kommunen die Begegnungsorte schaffen, Neubürger*innen ansprechen, oder die Vernetzung untereinander deutlich fördern, etwa mit Stammtischen, Dorf-Apps oder der Schaffung von Räumlichkeiten.
Aus der positiven Psychologie beleuchtete Michaela Wegener von der deutschen Gesellschaft für positive Psychologie das Thema. Die Psychologin und Supervisorin möchte mit den Mitteln der positiven Psychologie mehr Verstehen in die Welt bringen. Wie können Lebensqualität, Werteorientierung und Verbundenheit auch unter herausfordernden Bedingungen entstehen? Sie ging auf die verschiedenen Arten des guten Lebens ein und benannte äußere und soziale Faktoren. „Glück als Gefühl kommt und geht, Zufriedenheit hingegen steigert das Wohlbefinden“ sagte Wegener und plädierte dafür mehr Fokus auf den Ausbau der Stärken zu legen, anstatt sich auf den Abbau der Schwächen zu konzentrieren.
Den Empfang moderierte Regina Ingelmann, pastorale Koordinatorin des Pastoralbereichs Hannover Süd-West. Die Jugendband „Die Band(e)“ des evangelischen Kirchenkreises Ronnenberg unter der Leitung von Gerald Pursche, rahmte den Empfang.